Ländlicher Raum
LEADER-Projekt zur Bekämpfung der Mistel im Landkreis Sankt Wendel
Streuobstwiesen gehören zu unserem kulturellen Erbe und sind für das Landschaftsbild des Landkreises Sankt Wendel prägend. Denn über einen langen Zeitraum war die Erzeugung von Obst ein wichtiger Bestandteil der Lebensmittelerzeugung. Mittlerweile wird unser Obst, wie viele andere Produkte des täglichen Bedarfs, im Handel erworben. Dadurch werden immer mehr heimische Obstbäume nicht mehr genutzt und gepflegt und ganze Flächen wachsen zu und verbuschen.
Neben dem immer schlechter werdenden Pflegezustand leiden die Obstbäume auch unter dem Klimawandel. Dadurch werden die Abwehrkräfte der Bäume zusätzlich geschwächt und es steigt die Gefahr von Krankheiten, Schädlingen sowie die verstärkte Besiedlung mit der europäischen Laubholzmistel (Viscum album). Bei den Obstbäumen besiedelt die Laubholzmistel bevorzugt Apfelbäume. Werden Obstbäume kontinuierlich geschnitten und begutachtet, kann man die im Baum wachsenden Misteln frühzeitig erkennen und bei einem Pflegeschnitt einfach mit entfernen.
Durch das Ausbleiben dieser Maßnahmen sind gerade die alten Obstbäume inzwischen in ihrer Existenz bedroht. Gleichzeitig ist festzustellen, dass großes Interesse besteht, neue Obstbäume zu pflanzen bzw. neue Streuobstwiesen anzulegen. Dabei besteht die Gefahr, dass auch Jungbäume sehr rasch durch ungepflegte Altbäume in der Nachbarschaft infiziert werden.
Obwohl die Mistel als Halbschmarotzer in der Lage ist, selbst Photosynthese zu betreiben, entzieht sie den befallenen Bäumen Wasser und Nährstoffe, was in letzter Konsequenz zum Absterben des Baumes und der aufsitzenden Mistel führt. Bei vielen Obstbäume ist der Befallsdruck inzwischen so hoch, dass ein sofortiges Handeln notwendig wird.
Der Landkreis Sankt Wendel übernimmt in Kooperation mit dem Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine St. Wendel e.V., dem Verband der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz e.V. und den örtlichen Gartenbauvereinen die Trägerschaft für dieses Projekt, um den Befallsdruck der Mistel zu verringern. Übergeordnetes Ziel ist dabei der Erhalt der Streuobstwiesen als Schmelztiegel der Artenvielfalt. Nur im Zusammenspiel mit den zahlreichen diversen Obstsorten konnten sich die Streuobstwiesen zu einem Hotspot der Biodiversität entwickeln. „Erhalt durch Nutzung“ ist dabei die oberste Devise, um die wichtigen Funktionen des Kulturguts Streuobstwiese nachhaltig zu schützen. Dafür sorgen im Landkreis Sankt Wendel 50 Obst und Gartenbauvereine (OGV) mit 31 Keltereien und 15 Brennereien.
Geplant ist zunächst die Entfernung der Misteln auf 550 durch die OGVs ermittelten Bäume durch eine Fachfirma. Aufgrund der Vorkartierung ergeben sich Handlungsschwerpunkte in den Gemarkungen Eiweiler, Bubach, Sitzerath, Sötern, Bergweiler/Sotzweiler, Marpingen, Bliesen, Urweiler und Winterbach. Mit dem Projekt zur Reduzierung der Mistelbestände sollen sowohl die Überlebenschance der Bäume als auch ihr Pflegezustand verbessert werden. Da die europäische Laubholzmistel mittlerweile ein fester Bestandteil der Ökosystems ist, steht sie nicht mehr unter Artenschutz.
Obwohl eine gezielte Bekämpfung in den Streuobstwiesen inzwischen notwendig ist, wird eine Ausrottung der Mistel weder beabsichtigt noch möglich sein. Projekte zur Reduzierung der Mistelbestände werden aktuell saarlandweit in allen LEADER-Regionen umgesetzt. Damit wird großflächig gezeigt, dass die Mistelbekämpfung über die Grenzen einzelner Regionen hinweg für den Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft wichtig ist.
Weitere Informationen:
http://ec.europa.eu/agriculture/rural-development-2014-2022/index_de.htm
www.eler.saarland.de
Ländlicher Raum
Der Landkreis Sankt Wendel liegt im nördlichen Saarland, am Rande des Naturparkes Saar-Hunsrück. Ländliche Idylle und der Charakter einer Mittelgebirgslandschaft verleihen dem Landkreis St. Wendel besondere naturräumliche Attraktivität. Studien bestätigen die hohe Wohn- und Lebensqualität, interkommunale wegweisende Projekte und Initiativen seine Zukunftsfähigkeit – ein innovativer Landkreis mit Charme für Bewohner und Touristen.
Der ländliche Raum als Heimat und attraktive Tourismusregion bietet mannigfache Entfaltungsmöglichkeiten. Jedoch gilt es ebenso, den sich wandelnden Anforderungen anzupassen, um fit und gerüstet für die Zukunft zu sein.
Der Landkreis St. Wendel begleitet und initiiert zahlreiche Projekte, die den ländlichen Raum als lebenswerte Heimat erhalten sollen.
Innerhalb der Kreisverwaltung ist das Amt 43: Entwicklung ländlicher Raum hierfür zuständig. Es nimmt Aufgaben im Bereich Entwicklung ländlicher Raum, Dorfentwicklung, Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau und Grünflächenmanagement der kreiseigenen Liegenschaften wahr. Ziel ist es, eine flächendeckende Landbewirtschaftung sicherzustellen, auch, um für den Landkreis als einladende und funktionierende Tourismusregion zu werben.
Zudem will das Amt Arbeitsplätze im so genannten urproduktiven Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie der weiterverarbeitenden Betriebe des Handwerks erhalten und schaffen. Dabei ist Natur- und Umweltschutz ein wichtiges Thema, denn zur Entwicklung ländlicher Raum gehört auch die Beratung im Sinne einer umweltgerechten und ressourcenschonenden Produktion von Lebensmitteln und Bioenergie genauso wie einer umweltgerechten Nutzung von Nutz- und Ziergärten. Auch für gemeinnützige Projekte – etwa der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ – ist das Amt 43 ebenso Ansprechpartner wie für ehrenamtliche engagierten Menschen im „grünen Bereich“.
Kontakt:
Amt 43: Entwicklung ländlicher Raum und Ehernamt
Mommstraße 31
66606 St. Wendel
Tel.: (06851) 801-4701
Fax: (06851) 801-4790
E-Mail: Laendlicher-Raum(at)lkwnd.de
Obst- und Gartenbau / Naturschutz
Das Amt Entwicklung ländlicher Raum und Ehrenamt ist Ansprechpartner für die Obst- und Gartenbauvreine als auch die Eigentümer privater Nutz- und Ziergärten. Dazu gehören u.a. die Durchführung von Bodenanalysen oder auch die Gesundungskalkung von Anbauflächen im Garten oder im Bereich der Streuobstwiesen.
Auch die Naturschutzvereine, die Projekte im Bereich Natur- und Artenschutz durchführen wollen, finden hier den richtigen Ansprechpartner. Im Vordergrund stehen die Umsetzung von biotopverbessernden Maßnahmen, die Pflege bedrohter Pflanzengesellschaften (z.B.Orchideenwiese, Amphibienlaichgewässer) sowie die Schaffung neuer Brutgelegenheiten für unsere gefiederten Freunde. Hier steht seit 2014 v.a. der Storch als besonderer „Symbolvogel“ für den Naturschutz im Vordergrund. Die Bienen spielen eine wesentliche Rolle im Gleichgewicht der Natur.
Damit der Nachwuchs an Imkern nicht fehlt, wurde die Förderung der „Jungimker“ ins Leben gerufen. Hier kann jeder, der einen Imkerlehrgang erfolgreich absolviert hat, einen Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung der imkerlichen Grundausstattung stellen.
Weitere Aufgaben sind die Überwachung der fachgerechten Ausführung von Ausgleichsmaßnahmen oder auch Gutachten zur gartenbaulichen Wertabschätzung.
Spezielle Informationen:
- Richtlinien der Zuwendungen des Landkreises St. Wendel für ehrenamtlich erbrachte Leistungen im Bereich des Natur- und Artenschutzes
- Formular Pflegedokumentation
- Informationen für die Bodenuntersuchung
- Richtlinie zur Förderung des Imkernachwuchses im Landkreis St. Wendel
- Antrag auf Gewährung einer Zuwendung des Landkreises St. Wendel zur Anschaffung einer imkerlichen Grundausstattung für Nachwuchsimker (Imkeranfänger)
Leitfaden Wildschadensersatz
Den Leitfaden Wildschadensersatz an landwirtschaftlichen Flächen im Saarland finden Sie hier.
Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Sankt Wendel
Der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Sankt Wendel e.V. wurde 1912 gegründet. Heute betreut er ca. 6.500 Mitglieder in 52 Ortsvereinen. Die Arbeit der Mitglieder ist von unschätzbaren Wert für den ländlichen Raum, für die eigene Gartenkultur wie für den Erhalt der Kulturlandschaft.
Weitere Informationen: http://www.kreisgarten-wnd.de/