Landrat Udo Recktenwald: „Wir müssen beraten und überzeugen, nicht zwingen.“

Vor dem Hintergrund der gescheiterten Einführung der allgemeinen Impfpflicht wirbt der Sankt Wendeler Landrat Udo Recktenwald fürs freiwillige Impfen, erneuert seine Kritik an der partiellen einrichtungsbezogenen Impfpflicht und fordert zugleich ein Auslaufen der Impfzentren in der jetzigen Form und die verbindliche Wahrnehmung des Impfens durch die Ärzte.

Der Sankt Wendeler Landrat Udo Recktenwald spricht sich dafür aus, die Impfzentren in der jetzigen Form auslaufen zu lassen: „Das Impfzentrum Ost muss ohnehin Mitte des Jahres seinen jetzigen Standort verlassen. Zudem enden zu diesem Zeitpunkt auch die Verträge der Mitarbeiter. Ein Teil der Mitarbeiter hat sich angesichts der deutlich reduzierten Impftätigkeit in den Zentren bereits einen anderen Arbeitsplatz gesucht. Derzeit finden weniger als 100 Impfungen am Tag statt. Das Zentrum mit neuen Mitarbeitern und neuen Verträgen nach zu besetzen, erscheint mir nicht sinnvoll. Anstatt längerfristig ein teures System mit vier Impfzentren aufrechtzuerhalten, bin ich dafür, den Umgang mit dem Virus zu normalisieren. Daher sei es sinnvoll, mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Hausärzteverband verbindlich zu vereinbaren, dass die künftigen Impfungen von den Ärzten verlässlich und umfänglich wahrgenommen werden. Gegebenenfalls könnten die Kreise bei Bedarf logistisch unterstützen, falls zusätzliche Infrastruktur gebraucht wird. Ergänzend könnten bei Bedarf mobile Teams das Impfangebot der Ärzte unterstützen, insbesondere mit Blick auf vulnerable Gruppen wie Seniorenheime.“


Angesichts der gescheiterten Einführung der allgemeinen Impfpflicht sei auch der Zwang für einen Teil der Gesellschaft und die damit verbundene Ungleichbehandlung nicht gerechtfertigt, zumal bisher ohnehin – zumindest im Landkreis Sankt Wendel – noch kein Betretungsverbot ausgesprochen wurde. Udo Recktenwald: „Ich werbe fürs Impfen und bin auch von der positiven Wirkung der Impfung überzeugt. Ich bin selbst dreimal geimpft und hatte bei meiner Infektion eine leichte Grippe. Die Impfung hat sich nach meiner Überzeugung positiv auf den Verlauf ausgewirkt. Es gibt allerdings auch schwerere Verläufe, unabhängig vom Alter, unabhängig vom Impfstatus, für die unser Gesundheitssystem verfügbar sein muss. Impfen ja, aber bitte freiwillig und aus Überzeugung. Zudem bieten Masken und tagesaktuelle Tests bei Bedarf ebenfalls einen wirkungsvollen Schutz. Wenn die einrichtungsbezogene Impfpflicht als Einstieg in die allgemeine Impfpflicht deklariert wurde, dann muss das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht als Ausstieg daraus betrachtet werden. Es ist nicht nachvollziehbar, eine bestimmte Gruppe von Menschen zum Impfen zu zwingen, wenn sie sich aus nachvollziehbaren Gründen generell oder derzeit nicht impfen lassen will. Wir müssen beraten und überzeugen, nicht zwingen.“