Erneuerbare Energien: Studie soll wirtschaftliche Potentiale aufzeigen
Gerne komme er in das St. Wendeler Land. „Es ist nicht nur eine Ecke, in der man sich gerne aufhält. Es ist auch ein Landkreis, der nicht abwartet oder resigniert, sondern selbst vorangeht und neue Wege sucht“, lobte der saarländischen Minister für Umwelt und Verbraucherschutz Reinhold Jost. Was auch der Grund seines jüngsten Besuches im St. Wendeler Landratsamt unterstrich. Denn der Minister hatte einen Scheck über 25.500 Euro dabei. Geld, das für eine „Wirtschaftliche Potenzial- und Organisationsanalyse zur Durchführung von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz im Landkreis St. Wendel“ gedacht ist. Es geht also darum, zu untersuchen, welche neuen Geschäftsfelder für regionale Akteure im Kreis aufgebaut werden können, welche Organisationsformen und Geschäftsmodelle im Bereich der erneuerbaren Energien auch gewinnbringend sein können.
„In unserem 2012 veröffentlichten Klimaschutzkonzept ‚Null Emission Landkreis St. Wendel‘ ist auch die regionale Wertschöpfung eine tragende Säule“, erläutert Landrat Udo Recktenwald. „Unter anderem haben wir verschiedene Betreibermodelle und Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zur Finanzierung von Projekten ausprobiert, etwa die Energie-Genossenschaft St. Wendeler Land.“ Diese war unter anderem auf dem Feld der Windenergie aktiv. Nun gelte es, die Strukturen und Aktivitäten auf den Prüfstand zu stellen, neue Felder zu erschließen.
Recktenwald: „Das Ziel unserer bereits mehrfach ausgezeichneter Initiative: Bis 2050 soll der Landkreis seinen Energiebedarf CO2-neutral gestalten. Gegenüber 1990 konnten wir bis 2018 unseren Energieverbrauch um 32 Prozent senken, leicht über dem Bundesdurchschnitt von 30,8 Prozent.“ Der Energieverbrauch im Landkreis St. Wendel verteilte auf drei Säulen: Wärme mit 54 Prozent, Mobilität mit 31 Prozent und Strom mit 15 Prozent. Dies laut der jüngsten Energie- und CO2-Bilanz. „Im Stromsektor haben wir bisher die größten Fortschritte gemacht, 88 Prozent des Gesamtstrombedarfs wird aus erneuerbaren Energien, vor allem Windkraft, erzeugt. Hinzu kommen 26 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, sodass wir folglich 14 Prozent mehr grünen Strom erzeugen als verbrauchen“, so Recktenwald.
Der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor betrage lediglich 4 Prozent, bei der Mobilität unter 1 Prozent. Und hier warten die größten Herausforderungen. Recktenwald: „Der Wärmebereich rückt zunehmend in den Mittelpunkt, etwa Nahwärmeverbünde. Bei der Mobilität wird es darum gehen, lohnende Alternativen weiter auszubauen und zu erschließen, etwa Carsharing oder E-Mobilität. Klimaschutz unter Beachtung der Akzeptanz der Bevölkerung und der regionalen Wertschöpfung ist für den Landkreis ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung und ein Teil der Daseinsvorsorge.“
Das Fördergeld stammt aus dem EU-Förderprogramm LEADER, das von der Kultur-Landschafts-Initiative St. Wendeler Land verwaltet und verausgabt wird. Auch bei dem Regionalentwicklungsverein KuLanI spielt der Klimaschutz eine Rolle und wird daher in einem eigenen Handlungsprogramm „Energie“ umgesetzt. Der Eigenanteil des Landkreises beträgt 4.500 Euro.