September 2017

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Internet-User,

der Landkreis St. Wendel ist eine Region mit vielen Stärken und Potenzialen. Der Landkreis ist aber auch die Summe seiner Dörfer und Kommunen, die mit den für ländliche Räume typischen Herausforderungen konfrontiert sind. Der demografische Wandel mit seiner fortschreitenden Alterung der Gesellschaft zählt dazu, aber auch der Bedeutungsverlust von traditionellen Stützen des Sozial- und Gemeinschaftslebens. Ebenso bedroht die Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen die Region. Deshalb wird im Landkreis die Regionalentwicklung groß geschrieben. Dabei verfügt der Landkreis über günstige Voraussetzungen und Entwicklungspotentiale. Der Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor sei an dieser Stelle genannt, aber auch in Sachen Arbeitsplätze, Familienfreundlichkeit, Kaufkraft und Attraktivität gehören wir zu den Top-Regionen im Saarland und darüber hinaus. Daher gilt es, diese Potentiale stärker zu nutzen.

Und genau an diesem Punkt setzt das Modellprojekt „Zukunft Dorf“ im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Land(Auf)Schwung“ an: In einem über 4,5 Jahre andauernden Prozess werden Entwicklungs-trends und Bedürfnisse diskutiert – unter Einbindung der Zivilgesellschaft, der Politik, der Wissenschaft und der Medien. Hieraus sollen mögliche Handlungsansätze für die Dörfer im St. Wendeler Land definiert und umgesetzt werden.

Die große Frage dabei: Welche Zukunft haben die Dörfer? Dazu wurden drei Dörfer als Beispiele aus-gewählt, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Remmesweiler, Hasborn-Dautweiler und Ober-kirchen.

In Hasborn-Dautweiler, als „Soziales Dorf“, wird es schwerpunktmäßig um die ländliche Region als attraktiver Lebensbereich und die gemeinschaftliche Vereinsarbeit gehen. Wie man die zukunftsfähige Nutzung erneuerbarer Energien in Verbindung mit der Infrastruktur in den Dörfern noch weiter voran bringen kann, ist Schwerpunktthema im „Energiedorf“ Oberkirchen. In Remmesweiler – dem „Smart Village“ – ist das Projekt weiter fortgeschritten: hier haben sich die Bewohner bereits im Voraus Gedanken über ihre Zukunft gemacht und schon einen ersten Workshop durchgeführt. Schließlich schloss im vergangenen Jahr der einzige Laden, womit vor allem ältere, nicht mobile Menschen Probleme mit der Versorgung bekamen. Dieses Problem wird mit innovativen, aber auch gemeinschaftsfördernden Ideen behoben: So soll es eine Möglichkeit des Online-Bestellens geben, bei der die Lieferungen ins Dorfgemeinschaftshaus gebracht werden; dadurch wird auch die Kommunikation der Dorfbevölkerung gestärkt.

In allen drei Dörfern wird die konkrete Formulierung von Projekten mit beteiligten Bürgern, Politikern und Fachleuten in den angesprochenen Bereichen durch Austausch erfolgen. Mit Hilfe der Dorfbevölkerung soll so ein attraktiver Lebensraum geschaffen werden, damit auch noch in 20 Jahren viele Menschen gerne im Landkreis St. Wendel und seinen Dörfern leben.

Hintergrund: Der Landkreis bewarb sich 2014 beim Wettbewerb „Land(auf)Schwung“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, bei dem er als eine von 13 bundesweiten Modellregionen ausgewählt wurde. Die Schwerpunkte der Bewerbung lagen in der Förderung regionaler Wertschöpfung und der Grundsicherung der Daseinsvorsorge. In der Bewerbung wurden vier Startprojekte entwickelt, die sich auf spezielle Themen der Zukunftsentwicklung im Landkreis spezialisiert hatten. Diese Startprojekte werden bis zum Ende der Laufzeit, die mit zusätzlichen Bundesmitteln bis Ende 2019 verlängert wird, weitergeführt. Ergänzt durch weitere Projekte. Aus den bisherigen Erfahrungen und Diskussionen in der Umsetzung aller „Land(Auf)Schwung“-Projekte wurde schließlich die Idee zu „Zukunft Dorf“ entwickelte.

Dabei ist Nachhaltigkeit das A und O: Alle „Land(Auf)Schwung“-Projekte sollen auch nach Ab-lauf der Förderperiode weitergeführt werden, sollen als Blaupause für ähnliche Projekte in unserem Landkreis dienen. Insbesondere trifft dies auf „Zukunft Dorf“ zu: Die Ideen und Ergebnisse sollen übertragen, individuell an andere Dörfer unserer Heimat angepasst werden. Schließlich kommt es nicht in Frage, dass wir ein Dorf verloren geben! Jedes Dorf hat seinen unvergleichlichen und unverzichtbaren Charakter, dank der Menschen und ihrem ehrenamtlichen Engagement.

 

Ihr Landrat
Udo Recktenwald