November 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

vor rund 30 Jahren wurde in unserem Landkreis ein Stück saarländischer Energie-Geschichte geschrieben: Am 19. April 1994 ging auf der Freisener Höhe die erste Windkraftanlage im Saarland ans Netz. Finanziert durch rund 200 Anteilseigner, bildete sie den Grundstein für den Windpark Saar, der mittlerweile aus 14 Anlagen besteht – und neun davon stehen in Freisen. Ebenso rasant stieg die Anzahl der privaten Investoren, die das Projekt zu einem Vorbild für Bürgerbeteiligung machen.

Von der Pionierarbeit, die in Freisen geleistet wurde, profitieren wir bis heute. Denn die Energie- und CO2-Bilanz des Landkreises Sankt Wendel zeigt, dass die Windkraft mit rund 80 Prozent wesentlich dazu beiträgt, dass der Landkreis bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weit über dem Landes- und Bundesschnitt liegt. Insgesamt erzeugen wir im Sankt Wendeler Land mehr Strom, als wir verbrauchen. Dies ist eine gute Nachricht. Denn nicht zuletzt die Energiekrise infolge des Krieges in der Ukraine zeigt unsere bisherige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen – und dies bundesweit. Die Energiekrise führt uns auch vor Augen, dass wir uns stärker und intensiver mit den Möglichkeiten eigener Energieerzeugung beschäftigen müssen, auch auf kommunaler Ebene. Dies macht der Landkreis Sankt Wendel seit fast 15 Jahren, seitdem wir unsere Klimaschutzaktivitäten in einer Initiative bündeln, die seit Jahren bundesweit für Beachtung sorgt. Die Grundidee liegt in der intensiven Vernetzung zahlreicher Akteure – Politik, Wirtschaft, Energieversorger und vor allem Bürgerinnen und Bürger –, um Klimaschutz durch Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch einen regionalen Energiemix mit regionaler Wertschöpfung zu erreichen. Und dies durch die Förderung von Akzeptanz und Teilhabe der Bevölkerung. Denn nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen, den Energieverbrauch in unserem Landkreis bis 2050 CO2-neutral zu gestalten. Dabei ist der Windpark Saar in Freisen ein wichtiger Baustein.

Zu den vielen Vorzügen, die unseren Landkreis zu einer Vorzeigeregion machen, gehört insbesondere das ehrenamtliche Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger. Mit rund 1.300 Vereinen verfügen wir über die höchste Vereinsdichte im Saarland. Darauf sind wir stolz! Mit der Ehrenamtsbörse unterstützen wir die Vereine in unserer Heimat. Aber auch alle, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und sei es nur temporär. Die Ehrenamtsbörse berät, vermittelt, bietet Schulungen und Seminare an. Und mit dem „Marktplatz Ehrenamt“ auch eine neue Veranstaltung, die gezielt Menschen, die sich engagieren möchten, und Vereine zusammenbringt: am Dienstag, 5. November, 18 bis 19.30 Uhr, Aula des St. Wendeler Gymnasiums Wendalinum, Schorlemerstraße 28. Über 40 Vereine und gemeinnützige Organisationen aus den verschiedensten Bereichen werden sich an Ständen vorstellen, mit den Besuchern austauschen – zwanglos, denn der persönliche Austausch steht hier im Vordergrund!

Weltweit und bundesweit steigt die Anzahl antisemitisch motivierter Straftaten. Der brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wirkte dabei wie ein Brandbeschleuniger für antisemitische Narrative, die – auf der Straße, in sozialen Medien – offen und unverhohlen geäußert werden. Dagegen müssen wir aufstehen! Das gebietet die Menschlichkeit, das gebietet die besondere Verantwortung, die wir als Deutsche haben. Denn wir dürfen nie vergessen, dass der Zivilisationsbruch der Shoah, die kaltblütige und industrielle Ermordung von Millionen von Menschen im deutschen Namen geschah. Wir dürfen nie vergessen, dass der Antisemitismus eine tragende Säule des menschenverachtenden nationalsozialistischen Weltbildes war, das viele Leben auslöschte, das die Welt in einen Weltenbrand stürzte. Daran müssen wir gedenken, daran müssen wir erinnern – und die Lehren für die Gegenwart ziehen. Daher ist der Aufbau einer verantwortungsvollen Erinnerungskultur, die den Opfern der NS-Tyrannei würdig gedenkt, so bedeutend. Dies betreibt der Landkreis Sankt Wendel seit vielen Jahren, unter anderem durch die jährliche Kranzniederlegung am einstigen Standort der St. Wendeler Synagoge in der Kelsweilerstraße: 2024 um 15 Uhr. Nehmen Sie daran teil und setzen sie dadurch ein Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt. Den das „Nie wieder!“, darf zu keiner Floskel verkommen – nie wieder ist jetzt!


Ihr Landrat
Udo Recktenwald